Ute Gahlings (* 1963 in Mönchengladbach) ist eine deutsche Philosophin und Autorin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind unter anderem Lebensphilosophie, Interkulturelle Philosophie, Genderstudies und Leibphänomenologie, darüber hinaus ist sie Expertin zum Leben und Werk des Philosophen Hermann Graf Keyserling.

Leben

Ute Gahlings wuchs im niederrheinischen Viersen auf und erlangte dort 1982 ihr Abitur. Danach studierte sie Philosophie, Literaturwissenschaft und Psychologie an der Bergischen Universität-Gesamthochschule Wuppertal, wo sie 1992 mit einer Arbeit über den philosophischen Weg Hermann Graf Keyserlings promoviert wurde. Nach ihrer Promotion zog sie nach Darmstadt, um dort im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts die wissenschaftliche Erschließung des Hermann-Keyserling-Archivs in der Hessischen Universitäts- und Landesbibliothek voranzutreiben. Nach Abschluss des Projekts ging sie 2001 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an das Institut für Philosophie der Technischen Universität (TU) Darmstadt, wo sie 2005 habilitiert wurde. Seitdem unterrichtet sie als Privatdozentin an der TU Darmstadt, aber auch als Lehrbeauftragte, Gast- oder Vertretungsprofessorin an verschiedenen Hochschulen und Universitäten; unter anderem hatte sie im Jahr 2010 eine Gastprofessur für Geschlechterforschung an der Freien Universität Berlin inne.

Seit einigen Jahren widmet sich Ute Gahlings verstärkt außerakademischen Aktivitäten im Bereich der Philosophischen Praxis. Als freie Philosophin und Autorin beschäftigt sie sich unter anderem mit Themen des Feminismus, der Beziehung von Philosophie und Kunst sowie zunehmend mit der Kritik einer technologie- und leistungsgetriebenen Normgesellschaft. Von 2011 bis 2018 engagierte sie sich gemeinsam mit der Darmstädter Psychotherapeutin Sibylle Riffel für die Einführung des Regio in Südhessen, auch in Zusammenarbeit mit der Darmstädter Transition Town Initiative.

Ute Gahlings ist Mutter von zwei Kindern und lebt in Weiterstadt-Gräfenhausen.

Keyserling-Archiv Darmstadt

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Ute Gahlings wurde zwischen 1992 und 2001 der im Darmstädter Hermann-Keyserling-Archiv lagernde Nachlass des Philosophen erstmals vollständig katalogisiert und somit für die wissenschaftliche Forschung nutzbar gemacht. Zum fünfzigsten Todestag Keyserlings organisierte sie 1996 eine Ausstellung mit dem Titel »Hermann Graf Keyserling – Darmstädter Philosoph und Gründer der Schule der Weisheit.« im Darmstädter Haus der Geschichte. Gezeigt wurden rund 300 Exponate (Fotos, Briefe, Manuskripte, Zeichnungen) aus dem Nachlass. Im gleichen Jahr erschien von ihr die bis heute einzige vollständige Biographie des Philosophen, in die sie zahlreiche Fotografien aus dem Nachlass sowie Informationen aus persönlichen Briefwechseln Keyserlings eingehen ließ. Auch nach Beendigung ihrer Arbeit am Keyserling-Archiv blieb sie ihrem Leitphilosophen treu und konzipierte im Jahr 2003 unter dem Titel »HIER IST WOANDERS. Das baltische Welterlebnis der Keyserlings.—SIIN ON KUSAGIL MUJAL. Keyserlingide baltilik maailmaelamus.« eine deutsch-estnische Ausstellung zu Alexander, Eduard und Hermann Graf Keyserling in der Universitätsbibliothek Tartu in Estland. Im Jahr 2009 erschien in Keyserlings einstigem Hausverlag sein „Reisetagebuch“ in einer Neuauflage mit einem Nachwort von Ute Gahlings. Insbesondere ihre Keyserling-Biographie erhielt auch international Beachtung, und bis heute betreut sie Wissenschaftler bei deren Arbeit am Hermann-Keyserling-Archiv.

Leibphänomenologie und Feminismus

Mit Beginn ihrer Arbeit am Institut für Philosophie der TU Darmstadt fand Ute Gahlings in den Philosophen Gernot Böhme und Hermann Schmitz sowie der von letzterem begründeten Neuen Phänomenologie ein weiteres philosophisches Leitbild. Sie erblickte dabei in der stark auf leibliches Spüren angelegten Philosophie Schmitz’ das Manko, dass geschlechtsspezifische Erfahrungen bis dato außer Acht gelassen wurden. Mit ihrer Ende 2004 eingereichten Habilitationsschrift Phänomenologie der weiblichen Leiberfahrungen, die 2006 in der Reihe Neue Phänomenlogie des Karl Alber Verlags veröffentlicht wurde, schloss sie diese Lücke und führte so die Konzepte der Neuen Phänomenologie in die Geschlechterforschung ein. Mit ihrer Arbeit griff sie dabei auch in die Feminismusdebatte ein und stellte sich mit ihrem am gegebenen weiblichen Leib orientierten Konzept gegen moderne, auf radikalen Interpretationen der Philosophie Judith Butlers aufbauende dekonstruktivistische und postfeministische Strömungen. Ohne den erheblichen gesellschaftlich-kulturellen Einfluss auf das Geschlechterverständnis zu bestreiten sieht sich Ute Gahlings mit ihrem Ansatz auf der Seite eines moderaten Differenzfeminismus, der in seinem Streben nach gesellschaftlicher Gleichstellung die Unterschiede der Geschlechter durchaus anerkennt. Ihr in der Geschlechterforschung zunehmend beachtetes Buch erschien 2016 in einer Neuauflage mit einer neuen Covergestaltung basierend auf einem Werk der Darmstädter Body-Art Künstlerin Annegret Soltau.

Praktische Philosophie und Philosophische Praxis

Nach ihrer Habilitation gründete Ute Gahlings zusammen mit ihrem wissenschaftlichen Mentor Gernot Böhme und anderen in Darmstadt das Institut für Praxis der Philosophie (IPPh), das die Umsetzung von philosophischer Erkenntnis im persönlichen und gesellschaftlichen Leben anstrebt und sich damit in der Tradition von Hermann Graf Keyserlings Schule der Weisheit sieht. Einer weiteren Tradition, nämlich der des europäischen Salons folgend, initiierte sie 2011 einen öffentlichen Philosophischen Salon am IPPh, in dem sie regelmäßig selbst oder mit geladenen Gästen vor Publikum Gespräche zu verschiedenen philosophischen, kulturellen und gesellschaftlichen Themen anbietet. Zu ihren Gästen gehörten unter anderem Gernot Böhme, Heidemarie Bennent-Vahle, Martin Kämpchen, Barbara und Frank-M. Staemmler, Gudula Linck, Michael Grossmann, Annegret Soltau und Thomas Gutknecht.

Einen weiteren Schritt in Richtung eines lebensorientierten Philosophierens tat Ute Gahlings 2015 mit der Eröffnung ihrer Philosophischen Praxis Solidarität in Frankfurt am Main. Hier erteilt sie in Einzelgesprächen oder Kleingruppen Menschen philosophische Unterstützung in der Bewältigung von Lebenskrisen, bei Fragen der Selbstfindung oder dem Umgang mit Krankheit. Sie ist engagiert in der Internationalen Gesellschaft für Philosophische Praxis (IGPP), deren Präsidentin sie seit 2019 ist. Darüber hinaus ist sie assoziiertes Vorstandsmitglied im Berufsverband Philosophische Praxis (BV-PP), der die Professionalisierung der Philosophischen Praxis als Beratungsberuf anstrebt.

Lehrtätigkeit

Als freiberufliche Lehrbeauftragte unterrichtet Ute Gahlings Berufsethik vor allem für Studierende der Ingenieurwissenschaften und der Informatik, unter anderem an der Hochschule Darmstadt (seit 2006) und an der Frankfurt University of Applied Sciences (seit 2018). In ihrer Tätigkeit als Privatdozentin an ihrer Heimuniversität, der TU Darmstadt, orientiert sie sich hingegen auch in ihrer Lehre schwerpunktmäßig an ihren philosophischen Interessen. Insbesondere die Hervorhebung des Wirkens von Frauen in der Philosophie, entweder im generellen Kontext oder in Seminaren zu Philosophinnen wie Simone de Beauvoir, Edith Stein, Hannah Arendt oder Martha Nussbaum, ist ihr ein Anliegen.

Buddhismus

Bereits Mitte der 1980er Jahre wandte sich Ute Gahlings dem Tibetischen Buddhismus zu und wurde persönliche Schülerin des dritten Jamgon Kongtrul Rinpoche. Seit dessen Tod im Jahr 1992 ist sie frei praktizierende Buddhistin und unterhält Kontakte zu einigen buddhistischen Instituten der Karma-Kagyü Linie in Deutschland und in Asien.

Schriften

Monographien

Sammelbände

Artikel (Auswahl)

Presseberichte

Weblinks

  • Website von Ute Gahlings (mit vollständiger Liste der Publikationen und Lehrveranstaltungen sowie Informationen zum Philosophischen Salon)
  • Website des Instituts für Praxis der Philosophie (IPPh)
  • Website der Philosophischen Praxis Solidarität, Frankfurt am Main
  • Website der Internationalen Gesellschaft für Philosophische Praxis (IGPP)

Einzelnachweise


Ute Hellinger Spezialistin Lohn und Gehaltsabrechnung Bless

Ute Gigler Naturcoach, Resilienztrainerin Coaching Moves e. U. XING

Ute Gerhards ist seit 40 Jahren bei der Stadt Leichlingen

Philosophischer Salon (PD Dr. Ute Gahlings und Sabine Köhler

Dr. Ute GärtelZafiris Coaching und mit Schwerpunkt MINT