Yuval Abraham (hebräisch יובל אברהם, geboren 1995) ist ein israelischer Journalist und Dokumentarfilmer. International bekannt wurde er durch den Dokumentarfilm No Other Land, der sich mit dem Alltag der Besatzung im Westjordanland beschäftigt und der in Deutschland unter anderem daraus resultierenden Berlinale-Antisemitismus-Kontroverse.

Familie

Abraham stammt aus einer aschkenasich-mizrachischen Familie. Auf der väterlichen aschkenasischen Seite ist er Nachfahre von Holocaustüberlebenden. Der Großteil der Familie wurde während des Holocausts von Deutschen ermordet. Seine Großmutter mütterlicherseits wurde in einem italienischen Konzentrationslager in Libyen geboren. Sein Großvater mütterlicherseits spricht fließend Arabisch. Er lebt in Jerusalem.

Karriere

Journalismus

Abraham schreibt unter anderem für das israelische Online-Magazin 972 Magazine, die in London ansässige Nachrichtenagentur Middle East Eye und The Intercept. Er berichtet insbesondere über die israelische Besatzungs- und Siedlungspolitik im Westjordanland.

Filmemacher

Zwischen 2019 und 2023 drehte er mit seinem Freund und Co-Regisseur, dem palästinensischen Aktivisten Basel Adra, den Dokumentarfilm No Other Land über das Vorgehen von Armee und Siedlern in den Dörfern von Masafer Yatta, einer Gruppe von 19 Dörfern in den südlichen Hügeln von Hebron im von Israel völkerrechtswidrig besetzten Westjordanland. Der Film zeigt die Angriffe von Siedlern auf Palästinenser, in vielen Fällen steht ihnen die Armee zur Seite. Die Uraufführung fand im Februar 2024 auf den 74. Internationalen Filmfestspielen Berlin statt.

Der Film wurde als bester Dokumentarfilm mit dem Berlinale Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet und erhielt den Panorama Publikumspreis. Im Dezember 2024 wurde No Other Land mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet, im März 2025 mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm.

Antisemitismus Kontroverse

In seiner Dankesrede anlässlich der Berliner Preisgala bezeichnete Abraham die israelische Besatzung im Westjordanland als „Apartheid“ und äußerte die Hoffnung auf einen baldigen Waffenstillstand in Gaza. Er sagte, Israelis würden im Westjordanland unter Zivilrecht, Palästinenser dagegen unter Militärrecht leben.

Seine Verwendung des Begriffs „Apartheid“ löste bei deutschen und israelischen Politikern und Medien Antisemitismusvorwürfe aus, was er als Versuch interpretierte, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Eine Botschaft „gegen den Krieg, für Gleichheit und ein Ende der Besatzung“ antisemitisch zu nennen, nehme dem Begriff jede Bedeutung. Abraham berichtete von Morddrohungen gegen sich und seiner Familie in Israel. Daraufhin löschte der staatliche israelische Fernsehsender Kan 11 den Antisemitismusvorwurf von seinen Plattformen. Insbesondere verurteilte er „den ungeheuerlichen Mißbrauch“, der mit der Antisemitismuszuschreibung in Deutschland getrieben werde. Das brächte Juden in der ganzen Welt in Gefahr: „Ihr könnt harte Kritik üben an dem, was Basel und ich bei der Preisverleihung gesagt haben – ohne uns zu dämonisieren. Wenn ihr das aber macht, mit eurer Holocaust-Schuld im Rücken – dann will ich eure Schuld nicht.“ Die Reaktionen in Deutschland auf die Äußerungen der Filmemacher reichten von scharfer Kritik durch Medien und Politik, darunter Vorwürfe antisemitischer Hetze und Überlegungen strafrechtlicher Konsequenzen, bis hin zu spezifischen Verteidigungen einzelner politischer Figuren. Die Berliner Stadtverwaltung gab bekannt, dass sie eine Untersuchung darüber einleiten werde, ob die Festivalveranstalter dafür gesorgt hätten, dass die Preisverleihung ein breites Spektrum an Standpunkten widerspiegele, und wenn nicht, warum.

Weblinks

  • Yuval Abraham bei IMDb

Einzelnachweise


Yuval Abraham Wikipedia

Gaza, Yuval Abraham il regista israeliano antiapartheid “gli

„Morddrohungen“ BerlinalePreisträger Yuval Abraham kritisiert

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